Vor einigen Jahren bin ich mehrmals an der linken Hand operiert worden. Während des Eingriffs habe ich mich angeregt mit dem Chirurgen, einem Hundehalter und Jäger, unterhalten. Dabei habe ich aber nicht ihn, sondern – sehr konzentriert! – die Wand zu meiner Rechten angeschaut. Meine Hand wollte ich vorsichtshalber lieber nicht sehen. Irgendwann hat er das scherzhaft mit „Nun stellen Sie sich doch nicht so mädchenhaft an!“ kommentiert, und ich bin völlig empört rausgeplatzt: „Ich bin ein Mädchen!“ Im nächsten Moment musste ich selber lachen: Ich war damals schon jenseits der 40. Krumm genommen habe ich dem Mann das nicht, aber vergessen habe ich es auch nicht.

Ich such den Clicker-Ulrich

Es ist bemerkenswert, wie sehr vermeintliche Schwäche und Zimperlichkeit mit Frauen oder Mädchen assoziiert werden. Ich bin mir außerdem sicher, dass er das zu einem anderen Mann nicht gesagt hätte: Männern weibliche Attribute zuzuschreiben, wird bis heute als beleidigend empfunden.

Auch in der Hundeszene wird leider oft und gerne abgewertet, verhöhnt und beleidigt und auch hier gelegentlich sexistisch. Positiv trainierende Frauen zum Beispiel werden als „Clicker-Uschis“, ihre Arbeit als „Hausfrauen-Training“ bezeichnet (was ganz nebenbei auch noch solche Frauen abwertet, die sich dafür entscheiden, in Vollzeit Kinder und Haus zu übernehmen und damit ihrem Mann den Rücken freizuhalten).

Interessanterweise trifft es auch hier nur die Frauen! Dass ein positiv trainierender Mann „Clicker-Ulrich“ genannt wird, der „Warmduscher-Training“ anbietet, ist mir jedenfalls noch nicht zu Ohren gekommen. Nicht selten sind es sogar Frauen, die andere Frauen auf diese Weise sexistisch abwerten, was ich wirklich bedauerlich finde. Ich für mein Teil finde dieses Phänomen eher interessant, als dass es mich beleidigen oder gar verletzen würde.

Ich mag das so

Wie viele andere Hundetrainer:innen habe auch ich ganz anders begonnen: Mit Schnauzgriff, Nackenstoß und allem Drum und Dran. Und nein: Ich hab dabei keinerlei Unbehagen verspürt! Ich konnte das. Nur Gegenstände nach Hunden zu werfen, war mir von Anfang an suspekt, aber das kann auch daran gelegen haben, dass ich – ganz und gar mädchenhaft! – absolut nicht zielen kann.

Mir ist es mit der Zeit einfach zu anstrengend geworden, mit positiver Strafe zu arbeiten. Einen positiven Strafreiz so zu setzen, dass er nachhaltig wirkt, ist ja gar nicht mal so unkompliziert: Das unerwünschte Verhalten muss bereits im Ansatz bestraft werden und zwar genau so hart, dass es anschließend verlässlich nicht mehr gezeigt wird. Je stärker die Motivation ist, das entsprechende Verhalten zu zeigen, desto härter muss die Strafe sein: Die Angst vor der Konsequenz muss stärker sein als die Motivation, selbst dann, wenn es um überlebenswichtige Verhaltensweisen wie Jagd oder Selbstverteidigung geht. Ist der Strafreiz nicht heftig genug und wird dann schrittweise gesteigert, gewöhne ich den Hund lediglich daran, bestraft zu werden. Fairerweise, fand ich jedenfalls, sollte ich außerdem berücksichtigen, ob der Hund überhaupt in der Lage ist, ein anderes als das unerwünschte Verhalten zu zeigen.

Mit der Zeit erschien es mir sehr viel einfacher, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, sondern gleich über Management und das Training von erwünschtem Alternativverhalten zu arbeiten. Ob mein Vorgehen durch wissenschaftliche Erkenntnisse wie zum Beispiel die Gesetze der Schwerkraft untermauert wird, ist mir herzlich egal. Und wie andere über mich und meinen Trainingsweg denken – ehrlich gesagt – auch. Ich mag mich, wenn ich entspannt und freundlich mit anderen Lebewesen umgehe. Ich bin zufrieden mit mir und ich bin zufrieden mit den Ergebnissen meiner Arbeit. Ende der Geschichte.

Was ich wirklich abscheulich finde!

Wobei mir allerdings wirklich der Hut hochgeht, sind Bezeichnungen wie „Clicker-Taliban“ oder gar „Hunde-Nazis“! Wer das für eine prima, weil kernige Beleidigung hält, verharmlost Terror-Regimes bis hin zum Nationalsozialismus! Das ist so dermaßen daneben, dass mir nicht nur die Worte fehlen – ich hab auch überhaupt keine Lust, nach entsprechenden Worten zu suchen.

Wenn ich mich gerade mal nicht mit Hunden und Hundetraining beschäftige, interessiere ich mich unter anderem für Psychologie und Pädagogik. Dabei habe ich gelernt, dass das Bedürfnis, andere Menschen abzuwerten, ungeheuer stark sein kann. So stark, dass es geradewegs notwendig im Sinne von „Not abwenden“ erscheint.Insofern bin ich bereit und in der Lage, in solchen Fällen einfach mal woanders hinzuhören. Ich muss mir ja nicht jeden Schuh anziehen, nur weil er da steht.

ABER BITTE: Keine Verharmlosung von Gräueltaten! Und gerne auch kein Sexismus. Vor allem dann nicht, wenn ihr selber Frauen seid: Ihr tut Euch keinen Gefallen damit.


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Von der Feine-Maus-Autorin Anita Frank ist ein spannender Artikel in Ausgabe 51 von SitzPlatzFuß* erschienen:

„Warum es Frauen mit „Problemhunden“ besonders schwer haben“


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Barbara Berckhan, Judo mit Worten

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