… ist eines jener Bücher, bei denen ich sofort „Ich will! Ich will! Ich will!“ gedacht habe. Wieso eigentlich?
Die Idee, Hunde körpersprachlich zu „führen“, mit ihnen in einer Sprache zu kommunizieren, die sie nicht Wort für Wort erlernen müssen, sondern von Geburt an beherrschen, ist ja keineswegs neu. Sie gehört ganz im Gegenteil zu den ältesten Hüten im Hundetraining. Ich selbst beschäftige mich seit vielen Jahren damit und bin bis heute absolut fasziniert davon, wie einfach es ist, selbst mit fremden Hunden in Kontakt zu treten und zu einer Verständigung zu kommen.
Leider weiß ich daher auch, wie erklärungsbedürftig dieses Vorgehen ist: Rückblickend denke ich, ich habe viel zu viel Zeit damit verbracht, zu erklären, was ich nicht meine.
Wie meinst du das?
Nicht hemmen, nicht bedrohen, nicht einschüchtern. Nicht einen Bruchteil meiner Kommunikationsmöglichkeiten im Umgang mit Hunden erklären.
Und dann geht Carolin Hoffmann hin und dreht den Spieß einfach um!
Erklärt in Wort und Bild, wie wir positiv mit Hunden kommunizieren können. Legt den Schwerpunkt nicht auf die DON’Ts, sondern auf die DOs. Und zwar von der Pike auf: Wie zum Beispiel kann ich positive Kommunikation nutzen, um
- meinem Hund das Erlernen von Signalen wie „Sitz“ und „Platz“ zu erleichtern?
- Leinenführigkeit zu trainieren?
- einen sicheren Rückruf zu etablieren?
Dabei wirft die erfahrene Hundetrainerin auch einen Blick auf unzählige alltägliche Details, die uns und unseren Hunden das Leben mehr oder weniger schwer machen können. Was kann ich zum Beispiel tun, wenn mein Hund zurückweicht oder gar flüchtet, wenn ich ihm sein Geschirr anziehen möchte? Wie lernt er, dass menschliche Verhaltensweisen wie Umarmungen, Streit, aber auch plötzlicher Jubel, welche ihm vielleicht bedrohlich oder verstörend erscheinen, ihn nicht beunruhigen müssen? Und – last not least – wie unterstütze ich ihn darin, im Zweifel kurz auszuhalten, was sich nicht vermeiden lässt?
Einer Ihrer zahlreichen Tipps – und das gefällt mir sehr – wiederholt sich in regelmäßigen Abständen: Lächeln!
Das Ende kommt dann recht abrupt mit einem kurzen – viel zu kurzen! – Kapitel über die Körpersprache unserer Hunde. Mir persönlich ist das ganze Buch zu kurz: Wirklich faszinierend wird die Kommunikation mit unseren Hunden ja erst, wenn wir ihre Körpersprache ebenso gut zu lesen lernen, wie sie die unsere. Wenn wir nicht nur senden, sondern auch empfangen und ein achtsamer Austausch möglich wird.
Andererseits muss ich einräumen, dass dies den Rahmen eines einzigen Buches definitiv sprengen würde. Und wo sonst sollte ich als Hundehalterin damit beginnen, mich mit der eigenen Körpersprache zu beschäftigen, wenn nicht in solchen Punkten, die ich mühelos umsetzen kann?
Um die Körpersprache unserer Hunde zu erlernen empfiehlt sich stattdessen „Sprich Hund“ von Christiane Jacobs. Und was die Feinheiten des Austausches betrifft: Zweiter Band bitte, Frau Hoffmann!
Für wen eignet sich dieses Buch?
„Wir alle wissen, dass wir niemanden anfassen oder gar schlagen müssen, um bedrohlich zu wirken“ schreibt Carolin Hoffmann.
Müssten wir dann nicht ebenso intuitiv wissen, wie wir „unbedrohlich“ wirken können? Nach meiner Erfahrung ist das nicht der Fall: Zu oft bin ich, wenn ich auf das unsichere Verhalten eines Hundes deeskalierend reagiert habe, darauf hingewiesen worden, ich brauche keine Angst zu haben. Der Hund hat in diesem Moment mein Verhalten vollkommen richtig (nämlich als höflich) interpretiert – der Mensch nicht.
Was wir heute allerdings wissen, ist, dass das menschliche Gehirn mit DON’Ts nichts anzufangen weiß: Es merkt sich die Anweisung als solche, nicht aber, ob wir etwas nun tun oder lassen sollen. Insofern schließt das Buch eine Lücke: Es liefert, wie schon gesagt, die DOs!
Menschen, die über reine „Ansagen“ hinaus mit ihren Hunden kommunizieren wollen, bietet „Die Macht der Körpersprache“ einen wunderbaren Einstieg. Aber auch eher pragmatisch veranlagte Naturen, die sich in erster Linie wünschen, dass ihr Hund „funktioniert“, werden mit Sicherheit fündig. Etwa, wenn es zum Beispiel um die Frage geht, warum der Hund sich partout nicht setzen möchte, obwohl der Mensch das gerne hätte.
Jenseits diverser Trainingsansätze und -philosophien bietet „Die Macht der Körpersprache“ eine Fülle von „Schräubchen“, an denen Hundehalter:innen drehen können, um große Veränderungen im Zusammenleben mit ihren Hunden zu erreichen.
Für mich ist Carolins Buch ein großer Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt in Richtung achtsamer, gleichberechtigter Kommunikation. Wer würde den verpassen wollen?
Info zum Buch*
Carolin Hoffmann
Die Macht der Körpersprache.
Mit Hunde positiv kommunizieren
Verlag: Kosmos
Oktober 2024
Taschenbuch, 128 Seiten
ISBN-10: 3440178706
ISBN-13: 978-3440178706
Dieser Text enthält mit (*) markierte Affiliate Links. Wenn du darauf clickst und über diesen Link einkaufst, bekommt die Feine Maus! von dem betreffenden Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis durch dieses kleine „Dankeschön“ nicht!