Kaum ein Problem belastet Hunde und ihre Halter:innen so sehr wie Trennungsstress: Hunde, die nicht allein bleiben können, bringen durch Jaulen und Bellen die Nachbarschaft gegen sich auf, machen in die Wohnung und zerstören die Einrichtung.

Vor allem aber leiden die Hunde selbst: Wie verzweifelt müssen sie sein, dass sie solche Verhaltensweisen an den Tag legen? Auch bei Hunden, die sich „unauffällig“ verhalten, kann eine Videokamera zeigen, dass sie lediglich „leise leiden“, aber weit davon entfernt sind, entspannt allein zu sein.

Soll nicht der Hund leiden, und stehen Management-Lösungen wie Hundesitter:innen oder Tagesbetreuungen nicht zur Verfügung, leidet der Mensch: Hundehalter:innen, deren Hunde nicht allein bleiben können, sind in ihren eigenen Aktivitäten extrem eingeschränkt. Kino? Schwimmen? Yoga-Kurs? Unmöglich, sind doch schon Einkäufe und Besuche bei Arzt oder Ärztin ein Riesenproblem! Machbar ist nur noch, wobei der Hund dabei sein kann. Spätestens, wenn er nicht mit zur Arbeit kommen darf, steht schnell der Gedanke an eine Abgabe im Raum.

Dafür, dass das Problem so gravierend ist, gibt es zwar eine Menge (mehr oder weniger guter) Trainingsratschläge, aber so gut wie keine (deutschsprachige) Literatur. Hier springt nun Manuela Zaitz in die Bresche!

Zunächst einmal erklärt die Autorin, dass – und vor allem warum – viele Annahmen und vermeintliche Trainingstipps schlicht in die Mottenkiste der Hundemythen gehören. Dabei zählt ihre Anmerkung zum Verlust der Stubenreinheit zu meinen absoluten Highlights:

„Das alles tun Hunde nicht „aus Protest“, sicher nicht. Wer das glaubt, der geht bitte direkt zur Toilette und macht aus Protest über meine Aussage ein Häufchen. Los, jetzt sofort!“

Manuela Zaitz geht das Thema pragmatisch und leicht verständlich an, verzichtet auf komplizierte Erklärungen und wählt stattdessen eingängige Beispiele wie das oben genannte. Dabei verliert sie auch das Befinden ihrer Leser:innen nicht aus den Augen: Halter:innen, deren Hund nicht allein bleiben kann, dürfen sich in ihrer Not gesehen fühlen. Aber auch Menschen, die sinnlose bis tierschutzrelevante Trainingsideen schon selbst angewandt oder anderen empfohlen haben, können das Buch unbesorgt zur Hand nehmen – es ist frei von vorwurfsvollen Untertönen. Vor allem Letzteres gefällt mir außerordentlich gut!

Ideen

Die Bandbreite der Hilfsmittel, die für das Training genutzt werden können, ist groß, sie reicht von „technisch“ wie Kamera, Alexa und Relaxodog bis „analog“: Auch die gute alte Karteikarte kommt zum Einsatz.

Und selbstverständlich Trainingspläne! Diese schreibt die Autorin nicht einfach vor – schließlich ist jeder Hund ein Individuum und Trennungsstress ein komplexes Problem, das sich nicht nach „Schema F“ lösen lässt. Stattdessen ermöglicht sie als erfahrene Trainerin ihren Leser:innen in kleinen Schritten und mit vielen Beispielen, selbst einen passgenauen Trainingsplan für den eigenen Hund zu erstellen.

Das Trainingskonzept orientiert sich an dem von Malena DeMartini-Price, die international als Expertin für Trennungsstress bei Hunden gilt. Es sieht vor, das Alleinsein so kleinschrittig aufzubauen, dass der Hund dabei jederzeit entspannt bleiben kann – im Idealfall lernt er also Trennungsstress gar nicht erst kennen! Aber auch Hunde, die bereits darunter leiden, können das entspannte Alleinbleiben auf diese Weise erlernen.

Das ist Fleißarbeit, keine Frage! Aber kein Hexenwerk: Wer ernsthaft willens ist, einen Trainingsplan für den eigenen Hund zu erstellen und ihn konsequent zu befolgen, wird zum Erfolg kommen.

Fazit

Es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen – besser geht Sachliteratur nicht! Ich für mein Teil bin keine große Freundin des detaillierten Trainingsplanes, ich arbeite wo immer möglich lieber intuitiv. Was Trennungsstress betrifft, hat Manuela Zaitz mich allerdings überzeugt: Das trainiere ich zukünftig „nach Plan“!

Zwar haben meine bisherigen Hunde das Alleinbleiben „auch so“ gelernt, aber mir ist bewusst, dass ich mit ihnen einfach Glück gehabt habe – beim nächsten Hund kann das ganz anders aussehen. Bevor also ein weiterer Hund bei mir einzieht, werde ich „Mein Hund gelassen allein daheim“ ein weiteres Mal einsaugen, soviel ist mal sicher.

Für wen eignet sich dieses Buch?

Für Menschen, die vorhaben, zum ersten Mal einen Hund (ganz egal, ob Welpe oder älterer Hund) in ihr Leben zu holen: Must have!

Wer sich schon vor der Anschaffung eines Hundes um Lösungen für den „Fall der Fälle“ kümmert, hat – wenn das neue Familienmitglied dann einzieht – das Wichtigste bereits erledigt und kann sich in Ruhe dem nötigen Training widmen.

Für solche Menschen, die planen, einen weiteren Hund bei sich aufzunehmen: Auch must have! Schließlich ist kein Hund wie der andere.

Und für Halter:innen, deren Hund bereits unter Trennungsstress leidet, natürlich sowieso!


Info zum Buch*

Manuela Zaitz

Mein Hund gelassen allein daheim: Wege aus dem Trennungsstress

Cadmos Verlag
April 2024
Taschenbuch, 96 Seiten

ISBN-10: 3840420784
ISBN-13: 978-3840420788

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