… oder: Wie finde ich die richtige Hundeschule?

„Who is who“ Teil 1

Hundehalter:innen auf der Suche nach der passenden Hundeschule, der geeigneten Trainer:in sehen sich einem riesigen Angebot gegenüber, das – unter anderem durch eine rasant anwachsende Menge von Online-Angeboten – immer noch größer wird. Das ist einerseits großartig, andererseits aber auch ziemlich unübersichtlich: Überall buhlen Hundeschulen, Trainer:innen, Verhaltensberater:innen, Hundepsycholog:innen und wie sie nicht noch alle heißen um Kundschaft.

Wie um alles in der Welt finde ich mich auf diesem Markt der Möglichkeiten zurecht?

Ausbildung

Im ersten Schritt ist wichtig zu wissen, dass Hundetrainer:in kein Lehrberuf wie KFZ-Mechaniker:in oder Bankkauffrau/mann ist. Es gibt keine einheitliche Regelung für Dauer und Inhalt der Ausbildung, keine Berufsschule und keine Abschlussprüfung vor einem unabhängigen Gremium.

Ebenso ist ein Studium der Tierpsychologie kein Hochschulstudium im üblichen Sinne: Es ist weder eine Hochschulzugangsberechtigung (wie Abitur oder Fachabitur) nötig, noch wird ein akademischer Grad (früher Magister, Diplom, heute Bachelor oder Master) erworben.

Weder der Begriff der Hundetrainer:in noch der der Hunde:psychologin sind geschützt: Wer sich so nennen möchte, darf das tun. Einzige Ausnahme ist die „Tierärzt:in für Verhaltensmedizin/-Therapie“. So dürfen sich tatsächlich nur solche Menschen nennen, die Veterinärmedizin studiert und die entsprechende Zusatzausbildung absolviert haben.1 „Tierverhaltenstherapeut:in“ dagegen darf sich schon wieder nennen, wer möchte.

Sachkunde-Nachweis

Bis 2014 konnten alle, die sich in irgendeiner Weise dazu berufen fühlten, eine Hundeschule betreiben – ohne Voraussetzungen! Erst dann hat der Gesetzgeber versucht, hier regelnd einzugreifen: Wer gewerblich Hunde ausbildet bzw. Menschen bei der Ausbildung ihrer Hunde anleitet, muss ihre/seine Sachkunde gemäß §11 Tierschutzgesetz nachweisen.

Obacht an dieser Stelle: Trainer:innen in Vereinen üben ihre Tätigkeit nicht gewerblich aus und müssen daher ihre Sachkunde nicht nachweisen.

Seitdem alles paletti?

Leider nein. Die Entscheidung darüber, wie genau die Sachkunde nachzuweisen ist, liegt bei den einzelnen Veterinärämtern: Die erkennen manche Ausbildungen an, andere nicht, verlangen teils Fachgespräche und praktische Prüfungen, teils multiple choice Tests. Kontrolliert wird die Arbeit der Trainer:innen nach dem Erwerb des Sachkundenachweises in der Regel nicht mehr.

Wie jetzt: Die erkennen Ausbildungen an?

Tatsächlich gibt es Möglichkeiten, eine Ausbildung zur Hundetrainer:in zu absolvieren! Da allerdings die Ausbildung keinerlei Regelung unterworfen ist, kann grundsätzlich jede Trainer:in weitere Hundetrainer:innen ausbilden. Eine ganze Reihe von Trainer:innen hat sich mittlerweile genau darauf spezialisiert: Gegen Entgelt weitere Trainer:innen auszubilden.

Noch einmal: Diese Ausbildungen sind weder bezüglich ihrer Dauer noch der Inhalte einheitlich! Die gelehrten Trainings“philosophien“ und -methoden können erheblich voneinander abweichen. Hier einen Überblick zu geben, sprengt den Rahmen eines einzelnen Beitrages, gibt es doch nicht nur unterschiedliche Ansätze und Trainingswege, sondern – aus Marketing-Erwägungen, die Konkurrenz ist schließlich groß! – überdies eine Menge klingender Bezeichnungen, die Althergebrachtes als Innovation zu verkaufen suchen.

Ein Leitfaden, der Hundehalter:innen darin unterstützt, ein konkretes Angebot einzuschätzen, findet sich hier: Und was ist was?

Weiter gibt es ein Angebot diverser (Fern)studiengänge an Akademien und Instituten. Nicht verwirren lassen: Unter „Akademie“ fällt ein breites Spektrum von öffentlich geförderten und/oder privaten (sogenannten „freien“) Forschungs-, Lehr-, Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen. „Institute“ sind kulturelle, künstlerische, wirtschaftliche oder wissenschaftliche Einrichtungen der Lehre und Forschung, die häufig Akademien angehören. Und „Studium“ nach dem lateinischen studere bedeutet zunächst einmal „nach etwas streben, sich um etwas bemühen“. All diese Bezeichnungen können also insofern missverstanden werden, als Menschen dabei an einen Hochschulabschluss im Sinne des Hochschulrahmengesetzes denken. Sie sind an sich aber korrekt.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Berufsverbände und Netzwerke, denen Trainer:innen sich anschließen können. Einige davon verpflichten ihre Mitglieder zur Einhaltung bestimmter Standards und geben so einen Hinweis darauf, wie genau diese arbeiten.

Unübersichtlich? Ja!

Es ist tatsächlich mühsam, hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Andererseits: Es geht darum, die richtige Trainer:in, die richtige Hundeschule für ein Lebewesen zu finden, welches uns anvertraut ist und das wir lieben!

„Liegt um die Ecke und kostet nicht viel“ sollte da nicht das Kriterium sein.

Was also tun?

Ein genauer Blick auf die Website der jeweiligen Trainer:in lohnt sich auf jeden Fall!

Wird eine Ausbildung genannt?

Wenn ja: Wie lange hat diese gedauert? Die Bandbreite an dieser Stelle reicht von drei bis zu einhundert und mehr Tagen …

Lässt sich genau nachvollziehen, wo die Ausbildung absolviert wurde?

Selbstverständlich ist „langjährige Erfahrung“ ebenfalls eine Qualifikation! Es gibt sie ja, die Menschen, die schon mit Hunden gearbeitet haben, als die Trainer:innenausbildung noch gar nicht erfunden war! Wenn allerdings das Wissen über unsere Hunde auf dem Stand von vor 10, 20, 30 Jahren verblieben ist, sind es die Trainingsmethoden vermutlich auch.

Wer zum Beispiel noch heute den Wolf als Beispiel heranzieht und mit einer Rangordnung zwischen Mensch und Hund argumentiert, in welcher der Hund beständig nach oben strebe, was der Mensch durch entsprechende Maßnahmen verhindern müsse, ist erkennbar nicht auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
Ähnliches gilt für „ich habe schon mein Leben lang Hunde!“: Wir alle sind mit Elektroherden aufgewachsen, leben bis heute mit ihnen zusammen! Dennoch ist das Niveau unserer Kochkünste höchst unterschiedlich.

Was ist mit Fortbildungen?

Trainer:innen, die mit Herzblut bei der Sache sind, erweisen sich oft als regelrechte Fortbildungsjunkies – die könnten mit ihrer Aufzählung ganze Bücher füllen! Das zu verlangen, wäre sicherlich zu viel des Guten, aber bei Trainer:innen, die schon länger im Geschäft sind, muss irgendein Hinweis auf Fortbildungen zu finden sein.

Vor allem dann, wenn sie sich auf etwas spezialisiert haben. Früher oder später tun das die meisten: Alle qualifizierten Trainer:innen können Grundlagen vermitteln und bei Verhaltensproblemen helfen! Ob das Herz nun aber insbesondere für bestimmte Rassen, bestimmte Trainingsansätze, Beschäftigungsformen, Problemstellungen oder Lebensphasen schlägt, ist höchst individuell.

Persönliche Betroffenheit zum Beispiel (die Trainer:in lebt selbst mit einem entsprechenden Hund) kann hier ein Kriterium sein, vielleicht hat sie aber auch einfach schon viele Hunde mit einer Problemstellung wie zum Beispiel „Ängste“ im Training gehabt und sich deswegen entsprechend fortgebildet.

Werden Beschäftigungsformen wie zum Beispiel Agility oder Mantrailing angeboten, sollte es immer einen Nachweis geben, wo die Trainer:in diese selbst erlernt hat.

Last not least gibt es solche Trainings- und Beschäftigungsformen, deren Bezeichnung geschützt ist und überhaupt nur dann verwendet werden darf, wenn die entsprechende Ausbildung absolviert wurde.

Im Dschungel der Angebote

Hundetraining boomt und der Markt ist voll von entsprechenden Angeboten!

Und ja: Es ist ein wenig mühselig, sich da reinzuschaffen. Schwierig bis unmöglich, herauszufinden, wie viel Expertise sich hinter einem wohlklingenden Angebot verbirgt. Was tatsächlich hilft: Bei Fragen fragen!

Die meisten Trainer:innen erzählen auf Nachfrage gern, wie sie „auf den Hund gekommen sind“, wo sie was gelernt haben und wie es dazu kam, dass sie sich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert haben.

Last not least: Es muss passen!

Begleitet mein Hund mich entspannt und freudig zum Training? Fühle ich selbst mich wohl dabei?

Setze ich die Anleitungen mit einem guten Bauchgefühl um?

Erklärt die Trainerin (spätestens auf Nachfrage) warum sie etwas tut / ich etwas tun soll? Ist die Erklärung nachvollziehbar?

Fühle ich mich gesehen und mitsamt meiner Unzulänglichkeiten angenommen, oder eher abgekanzelt? Ist Raum für Unsicherheiten und individuelle Fragen?

Wenn ja … auf gute Zusammenarbeit!

Hier geht es weiter mit „Who is who“, Teil 2!


1) https://www.gtvmt.de/verhaltenstherapie/

Foto © EmilySkeels via canva.com