… ist – und das meine ich absolut positiv! – ein grundsolider, sorgsam durchdachter Ratgeber.
Klingt langweilig? Ist es aber nicht!
Die Entscheidung für einen weiteren Hund, sei es ein zweiter, dritter, oder vierter, beeinflusst alle Beteiligten, kann ihr Leben geradewegs auf den Kopf stellen, und wirkt sich, was die Hunde betrifft, womöglich bis zum Ende ihres Lebens aus. Und auch der Mensch bleibt – wenn auch freiwillig – von den Konsequenzen nicht unberührt. Soll das Zusammenleben gelingen, ist es sinnvoll, gründlich nachzudenken, bevor ein neuer Vierbeiner einzieht!
Die Gründe
Angefangen bei den Gründen: Wie sinnvoll ist ein Spielgefährte für einen Hund, dessen Menschen sein Gewissen plagt, weil er selbst zu selten zur Verfügung steht? Wird ein ängstlicher Hund tatsächlich sicherer, wenn ein zweiter dazukommt? Fällt das Alleinbleiben zu zweit wirklich leichter?
Madeleine Franck und Rolf C. Franck flöhen die Details durch, die bei der Anschaffung eines neuen Familienmitgliedes berücksichtigt werden sollten – solche, die vielen frischgebackenen Mehrhundehalter:innen (noch) nicht klar sind. Dazu gehören Umstände wie der, dass es nicht selbstverständlich ist, mit beiden Hunden gemeinsam Gassi gehen zu können, aber auch solche, die in der Hundebegeisterung möglicherweise untergehen: Ein zweiter Hund, selbst wenn er der selben Rasse angehört oder womöglich aus der selben Zuchtstätte stammt, ist kein Klon des Ersten. Er wird einen ganz eigenen Charakter haben und sich individuell entwickeln – eventuelle Schwierigkeiten inbegriffen.
Das Zusammenleben
Nebenbei räumt Darf’s einer mehr sein? mit überkommenen Vorstellungen wie Rudel-, Dominanz- und Statusdenken auf. Die Autor:innen sehen sich und ihre Hunde als Familie, in der sie selbst die Elternstelle einnehmen. Ich muss gestehen, mir stellt sich der Kamm, wenn Menschen sich als Mama oder Papa ihrer Hunde bezeichnen, und diese womöglich als Fellkinder, aber Fakt ist: Für die Art Sozialverband, die Menschen und ihre Hunde bilden, ist „Familie“ die zutreffendste Bezeichnung!
Allerdings nicht mit autoritären, strafenden Eltern, sondern solchen, die die Verantwortung für das Wohl ihrer „Kinder“ übernehmen – das betont Darf’s einer mehr sein? mehr als einmal. Und spätestens an dieser Stelle wird klar, dass es nicht die Hunde sind, die einander erziehen, sondern stets die Menschen in der Pflicht sind.
Darf’s einer mehr sein? stimmt zuversichtlich: Wenn ich die Überlegungen der Autor:innen nachvollzogen habe (und dabei ehrlich zu mir selbst war), kann ich mich ohne große Sorge in das Abenteuer Mehrhundehaltung stürzen!
Was mir ganz außerordentlich gut gefällt, ist, dass die erfahrenen Mehrhundehalter:innen keine Problemlösungen anbieten, sondern auf vorausschauendes, proaktives Handeln setzen, welches Probleme gar nicht erst aufkommen lässt.
Sie erläutern das Zusammenspiel von Erregungslage, Stimmungsübertragung und Gruppendynamik und raten – einfach, aber extrem wirkungsvoll! – sich frühzeitig zu überlegen, wohin die Gruppendynamik unter den Hunden langfristig führen könnte, und entsprechend zu handeln. Das Gleiche gilt für das „Wohlfühlbudget“, also den Grad, in welchem die Bedürfnisse jedes Hundes erfüllt sind: Je besser dieses Budget gefüllt ist, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass Probleme überhaupt auftauchen!
Das Training
Mit „Futterbeuteltraining“ als Beschäftigungsvorschlag rennen die Autor:innen offene Türen bei mir ein: Ich liebe jede Form von Dummyarbeit für ihren Facettenreichtum und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten! Bei der weiteren Lektüre der Trainingsvorschläge allerdings mehren sich meine „Hmmm“s und „Ja, aber!“s.
Andererseits: Es wäre viel, zu viel verlangt, von einem Buch zum Thema Mehrhundehaltung zu erwarten, dass bei den Trainingsvorschlägen noch das letzte Für und Wider beleuchtet, jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Es sind Vorschläge. Wer sie in die Tat umsetzen möchte, wird sich an anderer Stelle detailliert informieren. Lediglich der Einsatz eines Gentle Leaders (oder jedes anderen Kopfhalfters) mit nur einer Hand ist meines Erachtens ein NO GO.
Zum guten Schluss erklären die Autor:innen, welche Konfliktherde unter Hunden aufbrechen können und wie sich diese vermeiden lassen.
Und weil das Leben sich selbst bei bester Vorbereitung nicht immer an den Plan hält – was sinnvollerweise zu tun ist, wenn es doch mal Zoff gibt.
Dass sie an dieser Stelle auch noch einmal an den Blick auf die jeweiligen Wohlfühlbudgets erinnern, macht für mich das Buch rund.
Für wen eignet sich dieses Buch?
Ich sag mal so: Ich habe – auch wenn es zur Zeit nur einer ist – schon viele Jahre mit mehreren Hunden gelebt. Sollte ich mir den Wunsch nach einem weiteren Hund erfüllen wollen, ich würde die Überlegungen zur Anschaffung aus Darf’s einer mehr sein? ein weiteres Mal gründlich durchlesen.
Madeleine & Rolf C. Franck
Darf’s einer mehr sein? Entspanntes Zusammenleben mit zwei und mehr Hunden *
Infos zum Buch
Verlag: Cadmos
März 2023
Taschenbuch, 128 Seiten
ISBN-10: 3840420725
ISBN-13: 978-3840420726
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