Was braucht mein Hund?

Eine einigermaßen fortgeschrittene Hundehalterin wie ich sollte wohl dazu neigen, ein Buch mit dem Titel Was braucht mein Hund?* eher zu überfliegen oder sich das eine oder andere Kapitel rauszupicken. Nach ein paar Seiten habe ich diese Idee direkt wieder aufgegeben, denn Carolin Hoffmann hatte mich. Und so habe ich ein vermeintliches „Anfänger-Buch“ von vorne bis hinten gelesen.

Worum geht es?

Konkret drehen sich die FAQs um mehrere Blöcke: Vor dem Hundekauf, vor dem Einzug, auf dem Spaziergang, Welpe, Pubertät, alter Hund, Tierschutzhund, kleiner Hund, Hunde und Kinder, Mythen und Faktenwissen sowie Lernverhalten. 

In diesen Kapiteln werden jeweils die häufigsten Fragen angesprochen: „Was mache ich, wenn mein Hund beim Klingeln ausflippt?“ Soweit, so unspektakulär, aber äußerst alltagsrelevant. Solche Probleme können einem wirklich das Leben schwer machen, wenn man nicht weiß, wie man sie angehen kann! Allerdings geht die Autorin auch auf Themen ein, die sonst in „Anfänger-Literatur“ selten angesprochen werden: Hybridhunde etwa, den „Gute-Laune-Puffer“ (ein schönes Bild!), oder die Frage, wie man sich Tutnixe vom Leib hält. Dabei kommt sie in ihren Eklärungen mit erstaunlich wenig Theorie aus! Dem Lernverhalten ist ein eigenes Kapitel gewidmet.

Zweifellos verfügt die Autorin über sehr viel Wissen, aber ich finde es phänomenal, wie sie ihre Leser:innen kein bisschen damit „überrollt“. Ich hätte mich schwer getan, so verständliche und sympathische Antworten auf all diese Fragen zu finden, ohne viel theoretischen Hintergrund vermitteln zu wollen. Was im Hund wahrscheinlich gerade vorgeht, wird durchweg super erklärt.

Es fehlen auch nicht Erkärungen und Hinweise zu veralteten Ansichten und Methoden. Warum unterstellen wir Hunden eigentlich so schnell negative Eigenschaften? Solche wichtigen Fragen (sowie Erklärungen zu Rangreduktion, „harter Hand“ etc.) werden deutlich beantwortet. Sehr toll fand ich die Liste der Schlüsselwörter, die dabei hilft, gute von schlechter Hunde-Literatur zu unterscheiden.

Was mir besonders gefallen hat 

Was die Autorin das ganze Buch hindurch vermittelt, ist Verständnis. Verständnis für den Hund, für seine Emotionen und Bedürfnisse und die Ursachen seines Verhaltens. Das hat mir so sehr an dem Buch gefallen, dass ich gar nicht „abkürzen“ wollte: Es strahlt ein tiefes, grundsätzliches Wohlwollen dem Hund gegenüber aus. Dabei vergisst die Autorin nicht die menschlichen Bedürfnisse und vermittelt auch für die eigenen Enttäuschungen und täglichen Nöte freundliches Verständnis.

Was braucht mein Hund hat mich fasziniert, weil die Erklärungen schlicht und einfach sind, aber stets auf den wichtigen Punkt führen: Die Gründe des Hundes für sein Verhalten. Immer wieder betont die Autorin, wie wichtig es ist, freundlich und geduldig zu bleiben (auch mit sich selbst). Und sie kommt auf sage und schreibe 337 Seiten – wenn man das E-Book einbezieht, das kostenlos herunterzuladen ist – ohne alte Worthülsen aus („Führung“ zum Beispiel ist mir genau einmal begegnet).

Für wen eignet sich Was braucht mein Hund?

Ganz klar – für Hundehalter:innen, die das Verhalten ihres Hundes besser verstehen wollen und nach einfachen, aber sinnvollen und freundlichen Lösungen für alltägliche Probleme suchen! Mit der Betonung auf „ihres Hundes“.

Ich kenne kein anderes Buch, das so umfangreich und dennoch ideal für künftige Hundehalter:innen wie „Hunde-Anfänger:innen“ geeignet wäre. Und genauso für jene, die irgendwann im Hundeleben feststellen: So, wie ich das bisher gemacht habe, funktioniert es irgendwie nicht – was brauchen wir wirklich, mein Hund und ich?

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