… sich zurückziehen, entspannen, zur Ruhe kommen, sich sicher fühlen, eine Auszeit nehmen, dösen, schlafen … bei all dem hilft unseren Hunden ein Ruheort.

Rückzugsort

Wir alle haben als Kinder Räuberhöhlen und andere Verstecke geliebt, stimmt’s? Oder wenigstens davon geträumt, einen solchen Ort unser Eigen zu nennen. Einen Ort, an dem wir für uns sein konnten, ungestört, unbehelligt von Anforderungen und Ängsten, an dem wir unauffindbar waren und Rufe zu den Hausaufgaben getrost überhören konnten.

Ein solcher Ort tut auch unseren Hunden gut! Ein Ruheort ist demnach ein Schutzraum, den der Hund jederzeit selbständig aufsuchen kann, und wo er vor allem Unangenehmen sicher ist. Darunter fallen unter Umständen:

  • Besucher:innen, die Kontakt zum Hund aufnehmen, ihn streicheln möchten
  • Kinder, die sich einen vierbeinigen Spielgefährten wünschen
  • andere Haustiere
  • die eigenen Halter:innen, sofern der Kontakt den Hund gerade überfordert oder eventuelle Trainingsbemühungen ihm zu viel werden
  • andere beunruhigende Reize.

An seinem Ruheort kann der Hund von all dem eine Pause machen, oder sich komplett entziehen. Die Gewissheit, dass er hier unbehelligt bleibt, hilft ihm, beunruhigende Situationen aus der Sicherheit seiner „Räuberhöhle“ heraus zu beobachten. Er kann sich sicher fühlen, ohne ausgeschlossen zu sein.

Insbesondere eignet sich ein Ruheort für solche Hunde, die

  • sich in einem neuen Zuhause einleben müssen
  • schlecht zur Ruhe kommen
  • unsicher, ängstlich sind
  • in lebhaften Haushalten (Kinder, andere Hunde, weitere Tiere) leben, oder mit an den Arbeitsplatz genommen werden
  • Schwierigkeiten mit dem Alleinbleiben haben.

Jedoch kann jeder Hund einen Nutzen daraus ziehen.

Die Höhle als Rückzugsort

Grundsätzlich genügt schon eine improvisierte Höhle aus einem alten Pappkarton oder einem Stuhl, über den eine Decke gehängt wird. Offene Körbchen sind weniger geeignet, weil der (Sicht-)Schutz fehlt. Nebenräume wie Abstellkammern o.ä. sind nicht ideal, weil Menschen diese ja doch einmal betreten müssen. Am besten bekommt der Hund einen „Raum“, der ganz ihm gehört. Langfristig sind hier Hundeboxen praktischer.

Kunststoffboxen (Flugboxen) sind stabil, bieten aber nur wenig Luftzirkulation und haben meist nur einen Ein- und Ausgang.

Textilboxen sind leicht und lassen sich bei Bedarf unkompliziert transportieren. Sichtschutz und Anzahl der Zugänge sind bei vielen variabel, reinigen lassen sie sich allerdings weniger gut.

Käfige wirken auf Menschen erschreckend martialisch, werden von vielen Hunden aber gut angenommen. Die Gitterboxen können dem Hund ganz freien Blick bieten, aber auch je nach Bedarf mit Tüchern abgedeckt werden, ohne dass die Luftzirkulation beeinträchtigt wird.

Ganz egal, auf welches Modell die Wahl fällt: Es muss ausreichend groß sein! Der Hund muss aufrecht sitzen, sich drehen und ausgestreckt liegen können. Bei der Größenwahl sollte genug Platz für die „Einrichtung“ (Decken, Wassernapf etc.) der Box mit bedacht werden.

Die Einlage sollte zu den Vorlieben des Hundes passen: Es gibt ausgeprägte Kuschler, aber auch solche Charaktere, die gern auf glatten Unterlagen liegen – je nach Jahreszeit können diese Vorlieben variieren. Wer sich gerne anlehnt, benötigt ggf. stabilere Seitenwände als ein In-der Mitte-Einkringler.

Auf keinen Fall sollte der Hund sich beim Aufsuchen seines Ruheortes erschrecken: Scheppernde Einlegeböden ggf. mit Decken dämpfen, klappernde Scharniere mit Klebeband fixieren und Türen aushängen (oder ebenfalls fixieren). Eine Box muss rutschfest stehen, also eventuell eine Badmatte o.ä. unterlegen.

Standort

In seiner Ruhezone soll der Hund entspannen können, ohne ausgeschlossen zu sein.
Der Eingangsbereich des Hauses / der Wohnung sowie andere Stellen, an denen regelmäßig Menschen oder weitere Tiere vorbei laufen, sind dazu wenig geeignet. Auch sollte der Ruheort keinen Ausblick auf potentiell spannende Szenarien wie den Garten oder den Bürgersteig vor dem Haus bieten. Ideal dagegen sind Orte, von denen aus der Hund Aktivitäten beobachten kann, ohne direkt involviert zu sein. Hier können neben Tüchern auch Möbel, die den Blick verstellen, Sichtschutz bieten.

Für besonders skeptische Naturen empfiehlt sich ein Ruheort mit „Notausgang“ – zum Beispiel eine Box neben dem Sofa mit einem „Fluchtweg“ an dessen Rückseite, falls sich doch einmal jemand nähern sollte.

Boxentraining

Viele Hunde nehmen einen Ruheort – zumal wenn er gemütlich ausgestattet ist – gerne an. Es gibt aber auch solche, die zunächst eher misstrauisch sind.

Hineingehen

In diesen Fällen kann die Box erst einmal einige Zeit lang völlig unbeachtet herumstehen, damit der Hund sich an ihre Existenz gewöhnen kann, bevor das eigentliche Training beginnt.

Um den Hund zu animieren, die Box zu betreten, können Leckerchen in deren Nähe und auch hinein geworfen werden. Der Hund kann auch hin und wieder eine besondere Leckerei darin vorfinden, ohne dass er zuvor beobachtet hat, wie der Mensch diese dort deponiert hat. Auf diese Weise lernt er, dass es sich lohnt, die Box auch dann aufzusuchen, wenn der Mensch gerade nicht in deren Nähe ist.

Viele Hunde lassen zu Beginn ihre Hinterpfoten „vorsichtshalber“ außerhalb der Box stehen. Ihnen hilft es, wenn mehrere Ein- und Ausgänge geöffnet sind, oder aber eine noch größere Box angeboten wird.

Trägt der Hund Kauartikel aus der Box hinaus, um sie woanders zu genießen, macht das nichts. Langfristig ist es – eine stabile Box vorausgesetzt – einen Versuch wert, diese darin zu befestigen, indem zum Beispiel ein Schweineohr mit Schnur am Gitter festgebunden wird.

Manche Hunde reagieren umso skeptischer, je mehr dem Menschen daran gelegen ist, dass sie die Box betreten: Hier kann es hilfreich sein, eine dicke Scheibe Hundewurst in die Box zu legen und einfach den Raum zu verlassen.

Neben Futter kann auch die gewohnte Kuscheldecke oder ein geschätztes Spielzeug einen Hund motivieren, die Box zu betreten.

Entspannung

Hat der Hund seinen Ruheort aufgesucht, ist wichtig, dass er dort tatsächlich nicht gestört wird!
Auch nicht durch wohlmeinende Kontaktaufnahme wie zum Beispiel Streicheln. Kindern, aber auch Gästen, kann es helfen, wenn um den Ruheort herum eine Sicherheitszone (Schnur auf dem Boden, Pylone, Trenngitter) abgesteckt wird: Hier bitte nicht!

Etwas zum längeren Kauen oder Schlecken am Ruheort kann beruhigen – nicht jedoch häufige Futterbelohnungen! Sobald der Hund den Ort von allein aufsucht, wäre eine Leckerli-Erwartungshaltung kontraproduktiv.

Vielen Hunden fällt es schwer, überhaupt zur Ruhe zu kommen. Die Entspannung am Ruheort kann für sie zum Beispiel dadurch unterstützt werden, dass anfangs auch ihre Umgebung zur Ruhe findet – Aktivitäten heruntergefahren werden, der Mensch ein Buch liest oder meditiert.

Beginnt der Hund, seinen Ruheort aufzusuchen, um sich unangenehmen Aktivitäten wie dem Krallenschneiden oder dem Entfernen einer Zecke zu entziehen, ist das zwar nicht praktisch, aber gleichwohl eine gute Nachricht: Er hat verstanden!

Das Aufsuchen des Ruheortes ist stets freiwillig – der Hund wird also auch dann nicht dorthin „geschickt“, wenn der Mensch dies für eine gute Idee hält.

Andererseits gibt es Hunde, denen es schwer fällt, sich überfordernden Situationen zu entziehen – quasi der Gefahr den Rücken zuzuwenden. In solchen Fällen ist eine Zwischenlösung hilfreich: Ein Signal, das den Hund nicht anweist, etwas zu tun, sondern es lediglich vorschlägt: „Möchtest du vielleicht in deine Box?“. Gleichzeitig stellt der Mensch sicher, dass der Ruheort in diesem Moment tatsächlich seine Funktion erfüllt. Das bedeutet, beunruhigende Reize zuverlässig fernzuhalten und sich zum Beispiel zwischen Hund und Auslöser zu positionieren. Auch ein konditioniertes Entspannungssignal kann hier gute Dienste leisten.

In Angstsituationen wie Gewitter oder Silvester suchen viele Hunde die Nähe ihrer Menschen – dann ist es sinnvoll, sich neben die Box zu setzen.

Dauer des Trainings

Es kann sehr unterschiedlich lange dauern, bis ein Hund die Box annimmt und zur Entspannung nutzt. Mag er sich jedoch langfristig überhaupt nicht darin aufhalten, sollten die Rahmenbedingungen noch einmal überdacht und andere Lösungen (größere Box, anderes Material etc.) angeboten werden.

Der Aufwand lohnt sich! Ausgiebig und entspannt zu ruhen gehört zu den Grundbedürfnissen unserer Hunde und ist die Voraussetzung dafür, Neues zu lernen und eventuellen Stress gut zu verarbeiten.


Foto © Veronica Montesdeoca via canva.com