… oder: Qualität vor Quantität!

Wer kennt das nicht? Stressiger Tag auf der Arbeit, Streit mit dem Partner oder der Freundin, und beim Gassi klappt auch nichts!
Gefühlt ist man 10 Schritte im Training zurückgefallen, der Hund ist total aufgeregt, zieht wie doof an der Leine, wir trainieren also den halben Spaziergang die Leinenführigkeit und die Laune sinkt dem Nullpunkt entgegen. Kurz vorm Ziel kommt auch noch die Nachbarin mit ihrem Lumpi um die Ecke und ich denke mir: Nee! Ich geh jetzt nicht auch noch wieder zurück!
Und so kommt es wie es kommen muss, die Begegnung geht natürlich nicht gesittet vonstatten … Völlig genervt kommen wir zu Hause an.

Genau solche Tage sind es, die ein Loch in den bisherigen Trainingsstand reißen können. Ein schlechtes Gefühl hinterlassen sie außerdem.

Aber der Hund muss doch raus!

Vor allem nach einem Arbeitstag. Richtig!

Aber niemand hat gesagt dass dein Hund sofort lange Gassi gehen muss. Stell dir mal vor, du strukturierst einfach um:
Du kommst nach Hause, lässt kurz deinen Hund pinkeln, gibst ihm einen Kong oder ein Kauteil und tust erst einmal etwas für dich.

Einen Kaffee, ein kleines Workout, die Blumen pflegen, ein paar Seiten in deinem Lieblingsbuch lesen, oder ein Telefonat mit einer Freundin. Völlig egal. Hauptsache du machst etwas, das du magst, und kannst dabei kurz abschalten.

Danach schnappst du dir deinen Hund und ihr fahrt an eine Stelle, auf die du richtig Lust hast. Ein Waldsee, oder ein schönes Feld. Egal, einfach ein Stückchen ab des normalen Gassiweges.

Leg den Fokus nicht auf „sauberes“ Verhalten oder auf extrem hochwertiges Training, sondern heute mal auf alles, was „gut“ klappt.

Zeit für meine Lieblingsübung: Fange gutes Verhalten ein!

  • Dein Hund schenkt dir Blickkontakt? Click!
  • Dein Hund kann beim Anblick eines anderen Hundes in weiter Ferne gucken, ohne auszulösen? Oder sich gar von ihm abwenden? Click!
  • Dein Hund geht locker an der Schleppleine? Click!
  • Dein Hund apprtiert das Spielzeug? Click!

Dazu Leckerchenversteckspiele, Tricks, die dein Hund eh schon gut beherrscht. Oder ihr setzt euch einfach eine Runde hin und verschnauft, schaut euch die Gegend an und tankt gemeinsam auf. Wenn ihr dann nach Hause kommt, ist auch die Nachbarin mit ihrem Lumpi nicht mehr so wichtig. Schon ist der Tag anders gelaufen und hinterlässt keine negativen Eindrücke mehr.

An solchen Stresstagen lohnt es sich, weniger zu machen und mehr Qualitätszeit einzubauen. Es hat keinen Sinn, mit schlechter Laune oder aus einem Druck heraus ins Training zu gehen, weil der Hund ja „jetzt auch noch ausgelastet werden muss“.

Meine Faustregel daher

Schlechter Tag = wenig oder gar kein Training. Fokus auf gemeinsamen, schönen und ruhigen Erlebnissen. Wenn das Wetter auch noch K.cke ist, dann vielleicht sogar mal nur eine kurze Regenrunde und Kuschelzeit im Haus.

Guter Tag = Zeit für Training, Zeit für neue Ideen, Zeit für den Aufbau von Alternativverhalten.

Zum Lernen brauchen wir nicht nur die Kapazität für neue Ideen, sondern auch die Offenheit und den Spaß am gemeinsamen Tun.
Unter Druck und Stress klappt das nicht. Weniger ist mehr!

Macht euch eine schöne Zeit, ganz besonders an schlechten Tagen!


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