Die Box als Hilfsmittel im Training

Stubenreinheit

„Hunde machen nicht in ihr eigenes Bett!“ dient immer wieder als Argument dafür, eine Box zum Erlernen der Stubenreinheit einzusetzen.
Abgesehen davon, dass längst nicht alle Welpen diese Erkenntnis mit der Muttermilch eingesogen haben, steht ein solches Vorgehen in krassem Gegensatz zum ersten „Ja, aber …“, der kleinschrittigen Gewöhnung: Bis ein Welpe gelernt hat, sich entspannt in einer geschlossenen Box aufzuhalten, ist er höchstwahrscheinlich sowieso stubenrein!
Hinzu kommt, dass die räumliche Einschränkung Welpen (und natürlich auch erwachsene Hunde) daran hindert, ihren Bewegungsdrang auszuleben und Erkundungsverhalten zu zeigen.

Damit entspricht diese Einschränkung – sofern sie längere Zeit andauert – nicht den Anforderungen an eine artgerechte Haltung/Aufzucht.

Und nachts?
Es gibt Welpen, die bringen es fertig, aus dem Spiel heraus umzukippen und so fest einzuschlafen, dass sie nicht einmal blinzeln, wenn sie vorsichtig in die oben offene Box neben dem Bett gelegt werden. Ist nun der eigene Schlaf leicht genug, um auf jedes Herumkruschen des Welpen zu reagieren (und sei es nur, die Hand in die Box hängen zu lassen, damit er sich nicht alleine fühlt), kann die Box am Bett durchaus eine Lösung sein.
Andere Welpen-Charaktere werden lautstark gegen die Bewegungseinschränkung protestieren, oder müssen schon deswegen vehement werden, damit ihr tief schlafender Mensch bei Bedarf überhaupt aufwacht.
In solchen Fällen empfiehlt sich ein Welpenlaufstall neben dem Bett: Mit offener Box und leicht zu reinigender Unterlage für eventuelle Malheure.

Pro-Tip: Pantoffeln außerhalb des Laufstalles deponieren und vor Verlassen des Bettes gegebenenfalls Brille aufsetzen!

Wer sich entscheidet, seinen Welpen kurzerhand mit ins Bett zu nehmen, kann sich derlei Überlegungen selbstverständlich sparen, sollte aber sichergehen, dass das Hundekind nicht im Schlaf plattgedrückt werden oder aus dem Bett fallen kann.

Was, wenn der Hund nicht mit ins Schlafzimmer soll? In diesem Fall empfiehlt sich ein Welpenlaufstall mit offener Box oder Hundebett. So kann der Mensch darin oder daneben schlafen und dem Welpen in den ersten Nächten Gesellschaft leisten, bis dieser gelernt hat, die Nacht allein zu verbringen.

Allein bleiben

Hunde sind sozial lebende Wesen, die das entspannte Alleinsein erst erlernen müssen.
Gelingt dies nicht, reagieren die meisten mit Unruhe, Lautäußerungen, aber auch mit Zerstörung – sei es nun, dass sie das Mobiliar in seine Bestandteile zerlegen, oder aber versuchen, sich ihren Weg durch die Wohnungstür zu scharren.
Eine stabile Box vermag zerstörerische Verhaltensweisen wirksam zu unterbinden, trägt aber nichts zur Lösung des Problems bei: Der Hund wird lediglich daran gehindert, seinem Elend auf eine bestimmte Art und Weise Ausdruck zu verleihen. Er wird stattdessen andere Wege finden.

Eine Box ist kein Mittel gegen Trennungsstress und kann ein entsprechendes Training nicht ersetzen!

Zur Ruhe kommen

Wer den oben beschriebenen Welpen sein Eigen nennt – den, der einfach umkippt und einschläft – kann sich vermutlich kaum vorstellen, dass es auch Hunde gibt, denen es die allergrößten Schwierigkeiten bereitet, überhaupt zur Ruhe zu kommen. Die können noch so müde, noch so „drüber“ sein … der allerkleinste Reiz und ZACK! sind sie hellwach! Hier kann – neben anderen Maßnahmen – die Box zur Abschirmung von Sinneseindrücken, die den Hund aktuell überfordern, tatsächlich eine Hilfe sein.
Wichtig: Da in solchen Fällen viele verschiedene Faktoren zusammenspielen, sollte die Box nur unter professioneller Anleitung eingesetzt werden!

Die Box als Management-Maßnahme

Anders sieht es aus, wenn sich die Gegebenheiten der Kontrolle des Menschen entziehen. Hotelzimmer zum Beispiel, in welchen unverhofft das Hotelpersonal erscheint, während der Hund dort alleine ist.

Oder aber – sehr viel schwieriger zu vermeiden – (Familien)feiern:
Menschen, die selbst keine Hunde haben, fällt es häufig schwer, deren Bedürfnisse und Grenzen dennoch im Auge zu behalten. Den Eltern unter ihnen können Hundehalter:innen noch so oft erklären, dass und warum es ungeheuer wichtig ist, Kontakte zwischen Kind und Hund sorgsam anzuleiten: Sekunden später robbt das Krabbelkind entzückt glucksend auf den Wauwau zu …
Greift die Hundehalterin nun nach dem Kind und fischt es aus der Gefahrenzone, reagieren viele Eltern empört. Solcher Art Einmischung kommt nicht gut an! Für die verantwortungsbewusste Hundehalterin ist diese Situation alles andere als angenehm und dadurch auch für den Hund mit Anspannung verbunden.

Ruht mein Hund in seiner Box, können alle Beteiligten sich gewiss sein, dass keinerlei Gefahr besteht. Wenn Kontakt zwischen Hund und Kind/ern gewünscht wird, kann dieser unter Aufsicht stattfinden.

Auch bei Seminaren rund um das Thema Hund oder auf Turnieren, also solchen Veranstaltungen, wo sich Menschen und Hunde auf zum Teil sehr engem Raum aufhalten, werden oft Boxen genutzt. Sie können helfen, den eigenen Hund abzuschirmen und gegebenenfalls auch Konflikte mit Artgenossen zu verhindern.

Zusammenführungen mit anderen Tieren sollten immer sorgfältig geplant werden, können aber – wenn das Leben sich mal wieder nicht an den Plan hält – auch sehr unverhofft nötig sein. In diesen Fällen kann eine Box / können Boxen zum Schutz aller Beteiligten eingesetzt werden.
Dabei ist die eventuell geschlossene Tür nicht nur dazu da, den Hund am Verlassen der Box zu hindern. Sie hindert gegebenenfalls auch andere Tiere daran, in die Box einzudringen, und bietet so Schutz vor zudringlichen Welpen und allzu neugierigen Katzen.

Last not least kann eine Box Besucher:innen, die Angst vor dem Hund haben (vor allem Kindern), Sicherheit vermitteln. So kann der Hund, als hoch soziales Lebewesen, trotzdem „dabei sein“ und muss nicht in einem anderen Raum weggesperrt werden.

Es kann Notfälle geben, in denen es sinnvoll ist, eine Box zu benutzen. Die Definition von „Notfällen“ beinhaltet aber, dass sie nicht regelmäßig auftreten! Wenn ich die geschlossene Box häufiger als „Notfall-Maßnahme“ brauche, lüge ich mir auf gut Deutsch in die Tasche und muss unbedingt andere Lösungen finden.


Die Artikelserie zur Box:

  1. Voraussetzungen für das Training
  2. Training und Management
  3. Wissenschaftliche Erkenntnisse
  4. Rechtliche Fragen

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