Wege zur Freundschaft

… eine Liebeserklärung an jagende Hunde

Wege zur Freundschaft erzählt zunächst einmal die Geschichte einer Frau, die einen weisen Menschen kennengelernt hat, und ihrerseits klug genug war, ihre Chance zu nutzen und von ihm zu lernen.

Schon das mag ich sehr an Ulli Reichmanns „Liebeserklärung an jagende Hunde“: Sie propagiert keine von ihr höchstpersönlich ersonnene „Trainingsmethode“, sondern lässt ihre Leser:innen an ihrer eigenen Geschichte (und der ihrer Hunde) teilhaben. Wie ich diese Geschichte lesen möchte, bleibt meine Entscheidung: Ich kann sie zum Beispiel schön, aber ganz und gar unrealistisch finden. Ich kann sie unrealistisch finden und dennoch ins Träumen geraten: Was, wenn ein solches Einvernehmen auch zwischen mir und meinem Hund möglich wäre? Und wenn ich mag, kann ich einfach ausprobieren, ob es mir gelingt, diesen Traum vom Einvernehmen in die Realität umzusetzen.

Mehr als die Bereitschaft, „mich einzulassen“, aufmerksam und geduldig zu sein, benötige ich nicht.

Denn all unsere Hunde, ganz gleich welcher Rasse, sind von ihrem Ursprung her soziale Beutegreifer: Sie interessieren sich für die Jagd und sie möchten dabei mit anderen kooperieren. Ganz und gar unabhängig von unseren Bemühungen, ihnen Dinge beizubringen, verfügen sie über großartige Fähigkeiten, die sie mit uns gemeinsam ausleben möchten!

Anstatt „Jagdverhalten“ als unerwünscht zu unterbinden, können wir Wege finden, gemeinsam mit unseren Hunden auf die Jagd zu gehen, ohne dass dabei andere Tiere zu Schaden kommen. Wir können uns als fähige Sozialpartner:innen beweisen und so gleich mehrere wichtige Bedürfnisse unserer Hunde stillen: Einvernehmen, Kooperation, das gemeinsame Verfolgen wichtiger Interessen. Und je besser es uns gelingt, die Bedürfnisse unserer Hunde zu erfüllen, desto weniger „Trainingsbaustellen“ werden wir zu bearbeiten haben: Zufriedene Hunde geraten weniger leicht aus der Fassung!

Die zahlreichen Fallbeispiele, die gefühlt ein Drittel des Buches ausmachen, hätte ich missen können. Aber vielleicht hat Ulli Reichmann Recht, wenn sie vermutet, dass es Menschen gut tut, zu sehen, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind, dass es tröstlich, aber auch ermutigend ist, von Hundehalter:innen zu lesen, denen es gelungen ist, ihr „Jagdproblem“ zu lösen.

Breit grinsen musste ich angesichts ihres Ratschlages, was zu tun sei, falls der Hund doch einmal zu einer Hetzjagd ausbüxt! In der Hoffnung, nicht allzu sehr zu spoilern: Ich hatte zwar großen Spaß am unmittelbar einsetzenden Kopfkino, würde aber nicht zögern, ihn selbst auszuprobieren.

Für wen eignet sich dieses Buch?

Wege zur Freundschaft ist eine Chance. Für Menschen, die allmählich an ihren Versuchen verzweifeln, der Leidenschaft ihres Hundes mit Anti-Jagd- oder Jagd-Ersatz-Training, Gehorsamsübungen oder gar Strafen beizukommen, kann es der Ausweg aus der Misere sein. Genervten Menschen, denen das unerwünschte Verhalten ihres Hundes peinlich ist, und die an ihrer Eignung als Hundehalter:in zu zweifeln beginnen, bietet es einen anderen, versöhnlichen Blickwinkel: Hunde sind großartig! Auch ihr eigener.

Und alle, die einfach Lust haben, zusammen mit ihren Hunden achtsam die Welt zu erkunden, sind herzlich eingeladen, das auch einmal auf diese Weise auszuprobieren.

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